Die Eiche steht im Tiergarten Ivenack frei auf einer Wiese. Es handelt sich um die großartigste Eiche die ich kenne. Mit dieser Meinung stehe ich auch nicht alleine da ;-) Georg von Arnswaldt hat bereits 1939 in Mecklenburg, das Land der starken Eichen und Buchen geschrieben, dass dies die massereichste Eiche Europas wäre. Rund 80 Jahre später dürfte das um so mehr gelten. Das hat die Eiche dem enormen Stammdurchmesser, dem langen Stamm und der großen Höhe zu verdanken. Der holländische Forstwirt und Buchautor Jeroen Pater schätzt das Holzvolumen auf 140 Kubikmeter. Andere Fachleute schätzen das Holzvolumen auf 180 Kubikmeter. Die nächst größte Eiche, die Majesty in England (BHU: 12,34 m), hat ein geschätztes Holzvolumen von 100 Kubikmetern. Mit einem Taillenumfang von 10,26 m ist es auch die dickste, natürlich aufgewachsene, einstämmige Eiche in Deutschland.

Ort: Ivenack
Gemeinde: Amt Stavenhagen
Landkreis: Mecklenburgische Seenplatte
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Höhe: 50 m über NN
Alter: etwa 850 Jahre
Brusthöhenumfang: 11,70 m
Taillenumfang: 10,26 m
Höhe des Baumes: 32 m
Kronendurchmesser: 21 m
Jahr der Messungen: 2016

Im Tiergarten Ivenack steht die größte Ansammlung alter Eichen in Europa. Nirgendwo sonst in Europa gibt es eine vergleichbare Ansammlung von Tausendjährigen Eichen. Die Eichen stehen alle in einem jahrhunderte alten Tiergarten. Um 1900 waren es noch 11 alte Eichen, heute sind es noch 6 davon. Die Eichen stocken auf fruchtbarem Grundmoränenboden, was für die Mecklenburgische Seenplatte typisch ist. Die Landschaft wurde in der letzten Eiszeit geformt. Bereits vor über 300 Jahren war Damwild für das Freihalten der Eichen zuständig. Um 1710 wurde das Gelände eingezäunt, wodurch der Tiergarten entstanden ist. 1788 wird der Tiergarten mit Wildgatter zum ersten Mal auf einer Landkarte gezeigt. 1929 wurde der Tiergarten bedingt durch die Weltwirtschaftskriese aufgelöst. Im 200 Hektar großem Gehege wurden zeitweilig bis 800 Stück Damwild gehalten. Das heutige Gehege ist 1972 mit einer Fläche von 75 Hektar entstanden. Der Tiergarten wurde touristisch erschlossen und wie früher Damwild eingesetzt. Heute sind es etwa 70 bis 80 Stück zahmes Damwild. Die seit 1929 langsam zuwachsenden Eichen wurden durch sorgsames Beseitigen des Jungwuchses wieder freigestellt. Damit hatten die Eichen wieder mehr Raum zum Wachsen.

Über das Alter der Ivenacker Eichen wurde schon vieles geschrieben. In einigen Puplikationen wird ihnen ein Alter von über 1.000 Jahren angedichtet. Zumindest der großen Eiche wird ein Alter von bis 1.200, oder gar 1.500 Jahren nachgesagt. Seit dem 19. Jahrhundert heißen sie die Tausendjährige Eichen von Ivenack. Im Jahr 1995 wurde das Alter der Eichen im Rahmen eines Gutachtens von der Diplom-Forstwirtin Ratburg Blank genauer Untersucht. Hierbei wurden den einzelnen Eichen mittels einem Zuwachsbohrer Bohrkerne entnommen und die Jahresringe ausgezählt. Als Vergleich wurden auch jüngere Eichen im Tiergarten angebohrt. Alle Eichen waren, wie zu erwarten waren, im Stamminneren komplett hohl. Anhand der verbliebenen Stammwandung, um die 40 cm stark, konnten die äußersten Jahresringe ausgezählt und anhand des Stammdurchmessers hochgerechnet werden. Bei der größten Eiche konnten in den äußersten 38 cm insgesamt 193 Jahresringe gezählt werden. Für die 5 Alteichen am Tiergartenweg entlang konnten so ein Alter von 647 bis 902 Jahren berechnet und abgeschätzt werden. Unter Berücksichtigung eines Alterstrendes, das heißt einem schnelleren Wachstums in den ersten etwa 250 Jahren, kann für die 5 Eichen im Jahr 1995 folgendes Alter abgeschätzt werden:

  • 1. Eiche am Eingang: 576 Jahre
  • 2. Eiche am Eingang: 565 Jahre
  • Große Eiche: 826 Jahre
  • Pferdekopfeiche: 691 Jahre
  • Knusteiche: 680 Jahre

Mit dieser Untersuchung ist auch der Mythos von den 1.000-jährigen Eichen im Ivenacker Tiergarten gestorben. Die größte Eiche gehört aber dennoch mit einem Alter von 800 bis 850 Jahren zu den ältesten Eichen in Mitteleuropa.

  • Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: Deutschlands alte Bäume. 7. Auflage, Neuausgabe. BLV Verlagsgesellschaft, München 2014, ISBN 978-3-8354-1224-8, Seite 52-54.
  • Karl-Heinz Engel: Baumriesen zwischen Berlin und Rügen. 1. Auflage. Steffen Verlag/Steffen GmbH, Berlin 2013, ISBN 978-3-942477-38-3, Seite 78-83.
  • Bernd Ullrich, Stefan Kühn, Uwe Kühn: Unsere 500 ältesten Bäume: Exklusiv aus dem Deutschen Baumarchiv. 2. neu bearbeitete Auflage. BLV Buchverlag, München 2012, ISBN 978-3-8354-0957-6, Seite 40.